Samstag, 22. Oktober 2011

Elf Dinge

Ein weiteres Fazit meiner bisherigen Zeit hier :

1. Hab heute einem Penner 20 Cent in Pesos in die Hand gedrückt und aus Dankbarkeit wollte er, dass ich mal aus seinem Chichabecher trinke. Ähm, NEIN! Nette Geste, aber ich glaub erstens nicht, dass er den Becher ab und an mal wäscht, zweitens nicht, dass er überhaupt fertige Chicha kauft und drittens glaube ich, dass er Chicha selber macht und zwar auf die traditionelle Weise mit Spucke und zerkautem Mais. 
Er hätte ja DER Spucke-Braumeister schlechthin in ganz Bogotá sein können, aber echt nicht. 
2. Im Supermarkt gabs heute ganz viel zum Probieren, hab mich, deutsch wie ich nunmal bin, in die "Schlange" gestellt und gewartet bis ich dran bin. Das hat eine kolumbianische Oma beobachtet und gedacht ich würde mich nicht trauen. Also ist die alte, 1,50m große Oma von hinten an mich ran geschlichen und hat mich nach vorne geschubbst. Hallo? Oma? Gehts noch? hehe hatte dann aber sofort ein Limo in der Hand. Danke ;-)
3. Hier fahren lauter Chevrolet Astra, Zafira und Corsa rum. Chevrolet Rüsselsheim ;)
4. Ich liebe Uchuvas (oder Physalis, wie sie bei uns heißen... Ahaha hab in der ersten Woche hier mal  einem Verkäufer erklärt, dass die bei uns Syphalis heissen...PEINLICH, die haben alle geschaut!.... die Höhenluft ist schuld!) , aber ich krieg davon immer Bauchweh! Dabei kosten die in einer 400g Packung grad mal nen Euro. Ohne die doofe Haut außenrum!
5. Gestern war der Tag der ungewöhnlich schönen Frauen hier...und ich seh, gebeutelt durch eine verdorbene "Bratwurst" und deren Bakterien-Gang aus wie hingekackt und hingeschissen... Mist aber auch :P 
6. Bin heute in einen Bus gestiegen, in dem ich nicht aufrecht stehen konnte, sondern nur im 60° Winkel nach vorne gebeugt. Hätte ich das nur vorher gewusst.... Hab mich dann in den Gang gesetzt und war trotzdem noch größer als der Rest der Bogotanten. 
Keine kleinen blauen Busse mehr für mich, mögen sie noch so leer aussehen :P
7. Ich liebe es, morgens mit GLETSCHERWASSER KALT zu duschen...NOT
8. Die bereiten hier schon alles für Weihnachten vor, überall Weihnachtsbäume und Engel aus Lichterketten! Ne ne ne. Und nicht mal Lebkuchen!
9. Die Drogenschweine reduzieren uns Deutsche nur aufs Oktoberfest lol
10. Massiv-schnurrbärtige Mädels sind auch hier nicht interessant :-P
11. Hab eine Frau gesehen, die war ausgewachsen und mit normal-proportionierten Extremitäten 1,10m groß... ahaha hab diskret laut gelacht! Wenn die noch High-Heels angehabt hätte, ich glaub dann wäre ich an dem Tag lachend verendet!

Sodala, und jetzt mach ich mich schön für später :-) Schönes Winterwochenende Deutschland! Ahahaha :-)

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Soy y estoy feliz Teil 4

So Leute, mit etwas Verspätung nun der "Nebelwald", das Hochland....wobei es eigentlich nur knappe 2000m waren. Immerhin 1738m höher gelegen als Bamberg.
Der Beginn des vergangenen Montages und zugleich der Grund für die Verspätung des Posts war das Frühstück. Wir sind mit dem Bus zu der Würschtlichbude gefahren, die nur fünf Meter neben der Abzweigung zum Parque Natural, dem Ziel unseres Ausfluges, liegt. Dort gabs erstmal eine große Tasse Aquapanela (Wasser mit ein paar Teelöffeln getrocknetem Zuckerrohrsirup), eine Arepa (so etwas wie ein gegrilltes und mit Käse o.ä. gefülltes Brötchen aus Mais) und, ich werde den Anblick nieeeee vergessen, eine Chorizo. Das Wort ist mir schon unangenehm, seit ich mit mit einer solchen (damals aber aus Spanien stammenden Ausgeburt einer Höllenwurst) vor ein paar Jahren mal eine richtig üble Magenverstimmung eingefangen hab.
Aber egal, ich dachte die nennen das hier halt Chorizo weil das hier das Wort für Wurst ist, und so schlimm kanns ja nicht werden. Von wegen...
Der "Kellner" kommt also mit einem kleinen Körbchen und darin liegen zwei kleine Wüstchen, sah etwas unappetitlich aus, aber das heißt ja noch nicht unbedingt etwas. Ich sag nur, dass ich seit Jahren in WGs lebe und desöfteren mal einen Döner esse und deshalb dachte, mein Magen sei an Dritte-Welt-Verhältnisse gewöhnt. Ha denkste!
Der Geschmack des ersten Bissens hat mir mein mir bevorstehendes Schicksal schon verkündet.
FETT-KNORPELWURST mit feinstem EBERFLEISCH, lauwarm und einfach nur ekelhaft.  Der Fett-Knorpelwurst-Teil ist ja nicht das schlimme, laut diversen Starköchen ist ja Knorpel eine Textur, die bald in Mode kommt :-P Aber das Eberfleisch, ach bäh, ich mags einfach nicht.
So also die restliche Wurst erstmal unter der Serviette versteckt und mir ein Pan de Yuca bestellt. Dann ab in den Wald.
Bzw. erstmal ein paar Kilometer die Landstraße entlang und bei diversen Leuten nachgefragt, wo man hier die Lagune findet. Wir suchten also einen Tümpel, der direkt in der Nähe der Straße sein soll. Nur wissen komischerweise alle Leute die hier Leben nichts von einem Tümpel/Teich/"See". Hmm. Was nu.... ach einfach mal auf dem nächstbesten Camino Real (von den Indianersklaven zu Zeiten der Spanischen Herrschaft gebaute Wege aus Steinbrocken und -Platten) den Berg hoch Richtung Wald. Oben angekommen waren da nur noch Stacheldrahtzäune und der Weg abgeschnitten. Also Rucksack runter und Stacheldrahtlimbo tanzen ;-) Gut dass ich etwas größer bin, so kann ich ab und an auch mal drüber steigen anstatt unten durch zu robben. Und dann standen wir auf einer idyllischen...Kuhweide. Hmm. Die sehen hier so aus:
Ein paar Bäume dazwischen, die, wenn die Kühe und Pferde sie nicht erreichen, meist bis oben hin mit Orchideen und Bromelien vollgepackt sind. Das ganze mit vielen Steinen und Felsbrocken, und Moos. Torfmoos. War echt genial mit den Nebelschwaden, die den ganzen Tag vorbei ziehen. Also ab zum erstem Tümpel:

Darin leben hauptsächlich diese Lurche:


Sitzen da drauf:


Und keltern Wein aus dem Zeugs:


Haha als ob Frösche Wein keltern würden....das machen die Salamander :-P

Also, man sieht die Höhenluft hat weniger Sauerstoff lol.
Das merkt man beim kraxeln ganz schön. Aber da mein Trainingslager noch weitere 650m höher liegt, kam ich hier ganz gut zurecht. Es war auch relativ trocken an dem Tag, denn es hat vormittags nicht geregnet. Perfekt. (War trotzdem alles nass...)
Bei dem Teich erstmal stehengeblieben und gelauscht. Daniel und ich haben etwas gehört, uns zueinander umgedreht und wie aus der Pistole geschossen: "Atelopus" gesagt. Ja schön wärs, die gelten in weiten Teilen des Hochlands als ausgestorben bzw. sind gerade dabei eben dieses zu tun. Wir hatten aber nicht allzuviel Zeit und haben nach einer halben Stunde der Suche aufgehört und sind weiter. Obwohl das natürlich ein Sensationsfund wäre.
100%ig kommen wir aber wieder, dann wird den ganzen Tag nach Atelopus (Stummelfußkröten) gesucht.
Wir gingen also in ein kleines Waldstück, weil das Gebiet hier auch im "Ranitomeya-Belt" liegt und es sein könnte, dass hier eine bekannte Art vorkommt, oder es sogar eine neue Art gibt.

Das ist zwar kein Frosch, aber mein erster Fund ;-) Hochlandanolis, diese Variante hat einen weißen Bauch (scheint besonders zu sein, keine Ahnung, ist kein Frosch). Die sind überhaupt nicht scheu! Hat sich anfangs erschrocken, aber als ich sie dann in der Hand hielt hat sie sich hingesetzt und zugeschaut. Praktisch :-)
Okai, Eidechse zurück in den Wald befördert und weiter nach Fröschen gesucht. Die leben in solchen Ecken:

Mögen Sphagnum:



Und sehen so aus, wenn sie ihre Kinder dabei haben:

Colostethus sp. "San Antonio"

Das ist ein Colostethus sp. "San Antonio", solange er nicht einwandfrei identifiziert wurde :-)
Ein Highlight des Tages! Einfach nur genial.
Jetzt noch ein paar Bilder und dann wars das auch schon wieder für heute.
Lycopodium?



Käferlarve, 5cm lang, leider unscharf

Dienstag, 18. Oktober 2011

Soy y estoy feliz Teil 3

Auf zur Obstplantage. Hier gibt es Dendrobates truncatus. Als alter Froschfan und Krötenmöger hab ich mich natürlich beinahe zu Tode vorgefreut. Vorfreude... :-)
Ein paar Kilometer die Schotterpiste entlang, die Geier kreisen über uns (wir riechen wohl noch etwas nach Rio Bogotá). Sengende Hitze, bestimmt 28°C ;-) Schweiss trieft uns die Stirn (jedem seine eigene) herunter auf die guten Regenwald-Siffklamotten. Hehe Späßle, war halt warm.
Schnell bei den Besitzern der Farm bescheid gesagt, dass wir jetzt bei denen im Garten Frösche suchen und ab dafür. Am Fluss gibts einen kleinen Bambuswald, sieht so überhaupt nicht nach Fröschen aus, aber fünf Meter weiter schon den ersten Pfeilgiftfrosch gefunden:
Truncatus in bamboo leaflitter


Dendrobates truncatus, einen was den Lebensraum angeht wohl anspruchslosesten Dendrobaten überhaupt. Egal ob heiss, trocken, sandig oder einfach ungünstig, der lebt überall.
Weitere 10m weiter in Richtung Schweinestall haben wir dann erstmal ein paar kleine Papageien bei der Wohnungssuche gesehen. So schöne Vögel, grün und blau! Mag ja eigentlich keine Vögel, aber die waren echt putzig. Papageien sind halt die Ausnahme. Und Pelikane/Kolibris :-P
Sodala, nachdem wir am Schweinestall vorbei gegangen sind, haben wir einen Schuppen mit Müll und Unrat gefunden....und ca. fünf weitere Pfeilgiftfrösche. Man glaubt es kaum, aber die leben bevorzugt im Müll, weil es da viele Verstecke gibt und noch mehr Möglichkeiten, ein geeignetes Brutgewässer für die Kaulquappen zu finden. Hier ein Beispiel:
We found 6 tadpoles in there
Da haben wir 6 Kaulquappen gefunden. Eine ist aber durch den Abfluss abgedüst. A bissla Schwund ist immer.
Neben den Fröschen gabs in dem Schuppen aber auch...tada... RATTEN... nicht so mein Fall. Gelegentlich fressen die Ratten auch nen Frosch, aber waren noch genug da um Fotos zu machen:
Einfach zu schön. Mama, Mama sein Freund: Ich mag Frösche :-) Jetzt ist es raus...lol
Ein erfolgreicher Tag, alle Gewebeproben genommen die wir brauchten, morgen gehts weiter mit dem Hochland.
Truncatus habitat

Truncatus habitat

Truncatus habitat

Soy y estoy feliz Teil 2

So es geht weiter:

Aus Bogotá waren wir dann nach insgesamt ca. 2,5 Stunden draußen. Mühsam sich windend schlängelt sich die Straße die Täler hindurch... direkt neben einem "Fluss", der eigentlich den Namen "Dickfluss" haben müsste. Der Rio Bogotá.
Man riecht ihn bevor man ihn sieht, denn er bündelt das gesamte ungeklärte Abwasser von Bogotá (mehr als 8 Millionen Einwohner!!) und leitet es geschickt an den einzigen beiden Kläranlagen vorbei. Ahaha is das eine Siffe. Es stinkt erbärmlich! Und das beste ist, da wohnen Leute direkt am Dickflussufer.
Es werden aber immer weniger, ich vermute weil die heimtückische Schlaftrunkenheit sie manchmal zum allwöchentlichen Zahnstümpfeputzen im Morgengrauen zu nah an das Ufer lockt... :P
Der Fluss ist so dreckig, dass selbst die Leichen (hab am Montag eine drin schwimmen sehen, Polizei stand schon am Ufer und hat geschaut...) nicht ins tiefe Wasser schwimmen.
Ich wette der Tote war der fürs Umweltamt dort Proben nehmende Sachverständige, der den Leuten zeigen wollte, dass man das sogar schon wieder trinken kann :-P A la letzte Worte: "Ach quatsch, wir brauchen keine weiteren Kläranlagen das ist bestes Trinkwasser! Schaut her!" Ein Satz mit X, das war wohl nix.
Das idyllische, wie mans nimmt, ist der Salto de Tequendama. Ein Wasserfall, den die Plörre sich bereitwillig hinunter stürzt. Genauso wie dutzende Selbstmörder jedes Jahr.
Für das Spektakel (Wasserfall und Selbstmörder) gibts ein paar wunderschön an der Klippe gelegene Hütten und Würschtlichbuden, von denen aus man einen herrlichen Ausblick hat.
Ich hab die Luft angehalten, ich denke nämlich dass Tequendama bei dem Stuhl- und Luluwasser Tröpfcheninfektion heisst, sinngemäß übersetzt. Werde den Bogotanten den Vorschlag machen, doch einfach einen überdimensionalen Klostein neben den Wasserfall zu hängen. Lockt Touristen an und lässt die Umgebung nach Alpenfrische duften :-P Nach 5 Kilometern wieder geatmet.
Es geht stetig bergab, von anfangs 2600m sind wir auf 500m runter. Es wird wärmer. Viel wärmer, zum Glück hab ich diesmal an die Sonnencreme gedacht. Nicht aber daran, dass man auch seine Albinoarme damit einschmieren kann...
Auf zum Frösche suchen...

Soy y estoy feliz Teil 1

"Was hat der Ömmel das Wochenende wohl gemacht?" Das, oder so ähnlich, wird sich der eine oder andere ungeduldige Blog-Leser bereits gefragt haben.... Ich war im Regenwald!
"Wie im Regenwald?", fragt sich der Blog-Leser nun, "ich dachte du machst ein Praktikum?!"
Tja, Regenwald fäng hier gleich hinterm Häusle an liebe Mitleser und -innen! Hier meine Geschichte:
Es war Sonntag morgen, bin um 1 Uhr ins Bett, um halb 2 eingeschlafen und schließlich um 2.30 Uhr wieder aufgestanden. Sch***** Akkuladegerät hat ein blaues LCD-Display das, so lange wie die Batterien noch nicht voll sind, blau blinkend den Raum ausleuchtet. Ich schätze zurückhaltende 125000 Lux. Bin natürlich aufgewacht und hab erstmal gedacht: Oha, wasn da so blau?! 'N OVNI? OVNI ist spanisch für UFO...hehe wenn man halt so vergesslich ist wie ich es bin. Immer Spaß im Leben....
So, nachdem Scully und Mulder wieder weitergezogen sind, bis 5.30 geschlafen, dann aufgestanden und ab ins Taxi. Es ging zur Transmilenio-Station 127. Die macht um 6 Uhr auf, theoretisch, also konnten wir um 6.30 Uhr weiterfahren. Davor aber halt noch eine Darbietung eines Schnapskünstlers miterlebt:
1. Hat 14,4 Cent aus dem Fahrkartenhäusle geklaut und ist dann erstmal weggetorkelt
2. Rannte dann auf einmal auf der Autobahn umher und ist über den Zaun in den Busbahnhof geklettert
3. Hat selbigen vollgepieselt
und
4. Hat mit Schleim rumgespuckt. Laaaaange Fääääääden :) Hat ausgesehen als hätte er in der Nacht ein Nacktschnecken-Wettessen mit Abstand gewonnen....
Na lecker, das wars dann mit dem morgentlichen Appetit.
Der Bus brachte uns dann wohlbehalten, aber müde, zum Portal Sur, dem richtigen Busbahnhof. OMG soo viele Leute...und alle wollen genau in die Richtung, in die wir wollten. Egal, anstellen und warten.
Und warten. Und...hehe an der Schlange vorbeimogeln :P hehe Ich war der größte im ganzen Gemenge und hab das natürlich ausgenutzt. Über die Köpfe der Hobbitse hinweg eine Lücke gefunden und meinen Kumpel Daniel genau da hin geschickt. Ätschibätsch!
Trotzdem fast den Bus verpasst. Der Mann, der mit dem Megaphon die Durchsagen machte, hat das Prinzip seines Sprachrohres nicht verstanden und es geschafft, laut rein zu sprechen und das ganze Gebrabbel leise auf der anderen Seite wieder heraus kommen zu lassen. Respekt, ich weiß immer noch nicht wie das geht. Und er hat es richtig herum gehalten! Man lernt nie aus....
Ab gehts in den Bus. Die Sitze wie gewohnt so eng zusammen, dass jede Thrombose vor Freude im Kreis hüpfen würde. Aber halb so wild, ich war ja schließlich bestens Dehydriert :-P
.........
to be continued